Dolomiten 2010
Ein Gruß aus den Dolomiten
Man gut, dass wir diese Woche in den Dolomiten waren. Da konnten wir doch tatsächlich Gleitschirm fliegen. Dem Schmuddelwetter in Deutschland entflohen, waren wir genau an der richtigen Stelle – im Fassatal in Campitello am Fuße des Col Rodella. Der Weg führt über den Passo Sella in gut 2200 m Höhe. Anhalten, aussteigen und mit offenem Mund staunend den Blick in das Fassatal umgeben von Kofelgruppe, Sella, Pordoi, Piz Boe und Marmolada – alles Berge um 3000 m und mehr. Dann die letzten Kilometer ins Hotel, zurück bei Freunden in unserem Sporthotel Enrosadira. Nach einer Anreise von gut 1000 km nach dem leckeren Abendessen erst mal ins Bett. Am Sonntag dann nach intensiver Einweisung in dieses anspruchsvolle Fluggebiet Start zu unseren ersten Flügen. Peter hatte am Samstag bereits ein knapp 30 km großes FAI Dreieck geflogen. Björn legte Sonntag gleich nach. Die Basis war von Samstag noch mal um gut 300 m gestiegen, so dass Klaus als Dolomitenneuling voller Stolz vermeldete: „Ich war auf über 3600 m!“
Grandios, schaust Du doch über alle Felsmonumente bis nach Corvara und zur Seiseralm. Am Montag kam eine kleine Kaltfront, die ihrem Namen alle Ehre machte. Plötzlich lagen die Berge so ab 1800 m im Schnee. Für uns Gelegenheit in Ruhe die Bilder des Vortags anzuschauen und den neuen „Thermikfilm“ des Dhv, der in Zusammenarbeit mit Burki Martens und Achim Joos zum Teil auch in den Dolomiten entstanden ist. Am Nachmittag dann fuhren Beverly, Ingmar und ich noch mal auf den Col Rodella, wo dann noch ein wunderbarer Abendsoaringflug vor der verschneiten Kulisse der Kofelgruppe möglich war. Unsere Schweizer Freunde hatten tolle Fotos von meinem Flug mit dem Ozon Delta gemacht. Am Dienstag dann wieder Flugwetter für alle. Heute wurden die Starts gefilmt und abends ausgewertet. Ein Start war nicht ganz drauf, da sich der Pilot so still und heimlich aus dem Staube machte. Man gut so, war nämlich nicht gerade das Paradebeispiel. Dank Protektor schlidderte er aber doch wie auf einem Rodel in die Luft. Nicht war Klaus ? Dafür war er dann aber auch gut 2 Stunden in der Luft. Ingmar konnte in einer tollen Thermik im Pulk mit gut 20 anderen Piloten bis an die Basis aufdrehen und flog dann rüber zur Sella. Zunächst noch sehr zurückhaltend an den 600 m senkrecht nach oben führenden Felswänden gelang ihm mit ein paar Tips über Funk die Überhöhung dieses knapp 3000 m hohen Felsklotzes. Ingmar meldete über Funk:“Da sind ja Kletterer in diesen senkrechten Wänden!“ Oben drüber dann der Weiterflug vorbei an Pordoi und schnurstracks auf Belvedere und Marmolada zu. Da merkte er schnell, dass das die falsche Flugtaktik war. Einmal zu tief in den Talwindeinfluss gekommen, und schwupps geht’s nicht mehr hoch in der Thermik, sondern immer weiter gen Landeplatz nach unten. Am Bahnhof hätte man gesagt: Anschluss verpasst.
Beverly genoss währenddessen die tollen Trainingsmöglichkeiten für ihre assymetrischen Spiralen, SAT, hohe Wingover, Backflight und was es sonst noch so an Akrofiguren gibt. Erst in der Thermik an die Basis, dann mit sinkwerten bis zu 19 m runter, dann wieder nach oben an die Basis. Spielen halt, die jungen Damen. Nach dem Fliegen gibt es immer eine schönen Abschluss in der Eisdiele. Da kann gleich noch der Tag ausgewertet und gefachsimpelt werden. Am Mittwoch dann endlich westlicher Wind, so dass wir unterhalb der Col Rodella Bahn starten konnten. Der Weg zum Startplatz anspruchsvoll, geht es doch über eine recht steile Wiese 50 m nach unten. Da dieser Weg nicht motiviert, ihn wieder hinaufzugehen, also Fliegen. Gleich nach dem Start im dynamischen Wind die ersten Höhenmeter zum Col Rodella und dann mit Startüberhöhung ab zur Kofelgruppe. Steffen war schon weiter und informierte Björn, dass er mit gut 3000 m Höhe auf dem Weg zur Sella sei. Die anderen zogen es vor um den Col Rodella zu fliegen. Dirk konnte mit ein paar Tips die Thermikbärte dann viel besser zentrieren und schon gings hoch. What a feeling! Am Donnerstag dann erst wieder einen Performance-Trainingsflug. Jeder konnte sich seine Manöver aussuchen, von Rollen, Nicken, schneller Acht bis Steilspirale, Klapper und B-Stall, alles wurde umgesetzt. Abschluss mit Punkt landen auf Bevis Jacke. Klar, so richtig gefährdet war die nicht . Bei einigen unserer Jungs hatten wir allerdings den Eindruck, dass das Training missverstanden war: deren Motto: bloß nicht auf dem Punkt landen. Björns B-Stall führte den Schirm in ein optisches C, hatte er doch gleich mal die B-Gurte mit voller Power viel zu tief gezogen. Kommentar von Beverly: „Das lassen wir erst mal. Woran hast Du denn da gezogen?“ Björn lachend zurück: „Na sehen wir doch bestimmt auf dem Video.“ Steffen nach seiner Spirale:“Ich glaube, mein Vario geht nicht richtig. Gestern hat es noch 17 m angezeigt, heute blinkt es nur noch.“ Ich konnte ihn beruhigen. Das Vario konnte nur nicht mehr anzeigen. Es war am Ende seiner Kraft bei 19,9 m. Da war Steffen wieder beruhigt.
Heute am Freitag regnet es leider. Mal sehen, ob wir in der Nähe ein Ausweichgebiet finden, wo noch ein paar Flüge möglich sind. Wird es Bassano oder das Stubaital. Mal sehen, was das Wetter her gibt. Sonntag geht’s wieder heim. Von den Eindrücken der Dolomiten wird jeder noch lange träumen. Dolomitenfliegen ist geil!
Ein besonderer Dank an Björns Papa Thomas, der eine wunderbare Foto-DVD unserer Tour 2008 geschaffen und mitgebracht hat. Demnächst zum Anschauen in unser Filmgalerie.
Datum: 17.09.2010
Größe: 157 Elemente